Die Tracht
…leitet sich aus dem mhdt Wort „dracht“ ~was getragen bzw wie es getragen wird ~ ab.
Wer was „zu tragen“ hatte, bestimmte eine Kleiderordnung :
So lautete der Reichserlass von 1530:
„daß sich jeder, wes Würden oder Herkommen er sei, nach seinem Stand, Ehren und Vermögen trage, damit in jeglichem Stand unterschiedliche Erkäntnüs sein mög […]“.
Trachten sind das Ergebnis langwieriger Entwicklungen. Bis ins 19. Jahrhundert hemmten strenge Kleiderordnungen die freie Entwicklung der bäuerlichen Tracht
An der Tracht eines Menschen ließen sich Beruf, Stand und Vermögen ablesen. Seit Jahrhunderten geben Menschen in aller Öffentlichkeit vieles von sich preis, nicht erst seit den Tagen des Internet. Die Trachten sind der Beweis, dass Kleidung nie einfach nur Kleidung war, sondern immer auch Kommunikationsmittel. Wer reich war, der ließ das auch in der Ausschmückung der Kleidung erkennen. Frauen trugen in manchen Regionen ihren Wohlstand mit der Anzahl der Röcke zur Schau und
„Je reicher der Bauer, desto mehr Silber an der Brust.“
„Ein Mann, der so tolle Knöpfe hatte, würde heute SUV fahren“
Eine junge Frau, die heiratswillig war, tat gut daran, dies nach außen kenntlich zu machen. Heiraten war etwas, das nichts mit Romantik und zufälligem Kennenlernen zu tun hatte. Es war eine Notwendigkeit zur Existenzsicherung. Eine Frau, die nicht rechtzeitig einen Mann fand, verlor ihr gesellschaftliches Ansehen. Also gab man mit der Tracht Auskunft über den persönlichen Status, so wie man das heute mit einer Kontaktanzeige im Internet macht.
Es waren existenzielle Informationen, die so übermittelt wurden. Schließlich war es in der bäuerlichen Gesellschaft schwer zu überleben, wenn man alleine war.
(Quelle: Hohenberg Georg/Trachten/2015)
Durch die Kleiderordnung entstanden verschiedenste Trachten:
Amtstracht
auch Amtskleidung genannt, für Vertreter des öffentlichen Amtes
z. Bsp der Talar im Gerichtsaal
Berufstracht – oder Berufskleidung ,
die die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe zum Ausdruck bringt, aber auch zum Schutz vor Gefahren oder zum Erhalt besonderer Erfordernisse ( Hygiene) unterstützt. Grundsätzlich
Zunfttracht
Diese ist die traditionelle Kleidung von Handwerkern, die einer Zunft angehören - ständische Körperschaften von Handwerkern, wie sie seit dem Mittelalter zur Wahrung gemeinsamer Interessen entstanden und bis ins 19. Jahrhundert existierten. Die Zünfte bildeten ein soziales und ökonomisches System zur Regelung von Rohstofflieferungen, Beschäftigungszahlen, Löhnen, Preisen, Absatzmengen bis hin zur Witwenversorgung. Zünfte umfassten mitunter mehrere Berufsgruppen. Äußeres Zeichen waren nach mittelalterlicher Tradition Zunftordnung, Wappen, Zunftzeichen und -kleidung.
Ordenstracht
Der Habit ist die Tracht einer Ordensgemeinschaft, meist in der katholischen Kirche. Aber auch andere Glaubensgemeinschaften zeigen ihre Zugehörigkeit durch Kleidung.
Ordensfrauen erkennt man fast immer an ihrem Schleier. Die frühere „Schwesterntracht“ der Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen ist aus der Ordenstracht der Nonnen entstanden, die in früherer Zeit dies Pflegedienste verrichteten.
Bürgertracht
entwickelte sich in den Städten und war immer aus sehr edlen Materialien
Volkstracht
entstand in ländlichen Gebieten und zeigt die Zugehörigkeit zu Berufsgruppe, Stand, Konfession oder auch Region. Denn auf dem Lande hat sich die Tracht regional unterschiedlich entwickelt. Sie unterlag den Einflüssen aus den Städten, den Nachbarregionen, der verfügbaren Handelsware, den Einflüssen aus der höfischen Mode und des Militärs. Erste bäuerliche Trachten entstanden Ende des 15. Jahrhunderts. Als Idealbild einer Volkstracht gilt jeweils die höchste Ausformung der Festtagstracht.
(Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Tracht_(Kleidung))